Die Verwendung von Glasbausteinen in Aussenfassaden, wie sie etwa Pierre Chareau bei der Maison de Verre(1928-1933), Rino Tami bei der Biblioteca Cantonale in Lugano (1940) oder Rudolf Schwarz bei seinen Kirchen der 1950er Jahre verwendet haben, ist heute selten. Wie bei vielen Materialien haben Energievorschriften die Bedingungen verändert, und die grossartigen, direkten Kostruktionen der Moderne durch komplexere Wandaufbauten ersetzt, die im besten Fall eine ähnliche oder anderseine neuartige Wirkung erzeugen. Das Spezifische an Glasbaustein ist ja das direkte Fügen mit Glasblöcken, im Gegensatz zu einer Fensterkonstruktionn, wo bei der das Glas immer als Füllung in einem Rahmen steht, tektonisch gedacht können nicht nur Wände, sondern auch Mauern aus Glas gebaut werden. Bei der Innen-Aussenbeziehung. Während mit Flachglas eine durchsichtige Wand und eine unmittelbare Blickbeziehung zwischen Innen und Aussen erzeugt wird, kann mit Glasbausteinen eine durchscheinende Mauer gebaut werden, die aber einem Raum tendenziell einen introvertierten Charakter verleiht.Entsprechend erzeugt eine Mauer aus Glasbausteinen eher einen moderierten Lichteinfall gegenüber vielen zu einem Curtainwall addierten Fenstern, welchedie Durchsicht maximieren kann zwischen Aussicht oder Lichteinfall durch opake Mauern unterschieden werden.
Der Glasbaustein als Hohlkasten aus Glas verfügt über hervorragende statische, lichtbrechende und feuerschützende Eigenschaften, die jedoch gerade einer dämmenden Wirkung widersprechen. Neuere sogenannte Isoliersteine sind zwar aus zwei Teilen Halbschalen mit einer dämmenden Steg zusammengesetzt, können aber den hiesigen thermischen Anforderungen nicht genügen. Die Firma Semadeni Glasbetonbau in Horgen arbeitet schon seit Mitte der 1990er Jahren daran, neue thermisch leistungsfähigere Konstruktionen mit Glasbausteinen im Verbund mit Beton zu finden, die den heutigen Gesetzen entsprechen, denn. laut Laut Aussagen Vornamedes Firmeninhabers Semadenis hätten damals vor 20 Jahren die Glashütten kein Interesse an einer umfassenden Anpassung der Sortimente gehabt. Das Doppelblocksystem von Semadeni funktioniert mit jeweils zwei vorgefertigten doppelschaligenGlasbausteinbeton[tj2] wandenelementen, zwischen denen wie in einer Isolierverglasung eine Gasschicht für Dämmung sorgt und ein dichter Randverbund die beiden Schalen zusammenhält.
Roger Boltshauser verwendet seit Jahren kontinuierlich Glasbausteine bei seinen Bauten. Ob seine Vermutung stimmt, dass das Material einfach als altmodisch betrachtet und deshalb weniger verwendet wurde, oder ob es angesichts der vielen Möglichkeiten auf dem Bauteile-Markt an Innovationsgeist und Überzeugungskraft fehlte, sei dahingestellt. Boltshauser hat von Anfang an mit Semadeni zusammengearbeitet und gemeinsam wurde viel Fachwissen erarbeitet. Neben dem Einsatz des Doppelblocksystems wurden beispielsweise in bei der Erneuerung des Schulhauses Kronenwiese in Adliswil Glasbausteinkuppeln gebaut, – die ein direkten Vorbild in Rudolf Scharz’ Kirche St. Anna in Düren haben. Boltshauser spricht in Aita Flurys Buch Elementares zum Raum, Roger Boltshausers Werke spricht von einer «massiven Opakheit» als Wirkung der Glasbausteine und den «stereotomischen Eigenschaften» (in Aita Flurys Buch Elementares zum Raum, Roger Boltshausers Werke),faszinierenden Möglichkeiten der Fügung von Glasdie der Werkstoff Glas in dieser Konstruktionen erhält – eben Mauern aus Glas.! Das neueste Projekt Boltshausers mit einem grossflächigen Einsatz von Glasbausteinen ist das Forschungsgebäude GLC der ETH in Zürich. Das Lehr-, Labor- und Bürogebäude erhält einen Curtainw-Wall aus Bandfenstern und Brüstungen aus Glasbausteinen. Die horizontale Gliederung der Fassade wird durch eine vertikale Ordnung überlagert, die durch eine Einteilung der Bänder mit feinen Stahlrahmen in quadratische und rechteckige Formate entsteht, deren Wirkung durch plastische Vor- und Rücksprünge verstärkt wird. Das Gebäude erhält so eine Präsenz, die zur altehrwürdigen ETH passt, gleichzeitig verweisen die Glasbausteine auch auf Laborbauten zB im Hönggerberg und verorten sich so im wissenschaftlichen Kontext. In der m Curtain wWallIn einer Vorhangfassade verwendet, bekommen erhalten die Glasbausteine passend zur FassadenKonstruktionsbezeichnung der «Vorhang-Wand» einen textilen Charakter, der zum Beispiel auch von Rudolf Schwarz betont wurde, wenn er im Zusammenhang mit der Aussenwand der Kirche St. Mechtern in Köln von einem «Gewebe aus Licht» sprach.