Im Gebäudeinnern wird der strukturelle Wechsel der beiden Fassadenarten in eine dramaturgische Steigerung umgesetzt: Die Innenwelt des Hauses beginnt im Dunklen, dem in Sichtbeton gebauten Treppenhaus. Die billigst geschalte Beton ist in mehreren Schichten klar lackiert. Dadurch wirken die Mauern viel dunkler und erzeugen mit der schrundigen Oberfläche den Eindruck extremer Masse; zusätzlich reflektieren sie das eindringende diffuse Licht. Die grossen Wohnungen betritt man aus dem dunklen Bauch des Gebäudes und muss erst um Garderobe und Bad gehen, um nach dem kurzen, breiten Korridor durch die 16 Meter breite Fensterfront zur Bäckeranlage ins Helle zu blicken. Entlang dieses Fensterbandes entwickelt sich der grossartige Wohnraum als Herzstück der Wohnung, eine Sequenz von Küche, Balkon, Wohnraum und Erkerzimmer. Er ist jedoch nicht einfach zu möblieren, denn in dieser Raumfolge bleiben nicht viele ruhige Zonen übrig. Dabei sind auch die drei Stützen, welche die Fassade von ihrer Traglast befreien, manchmal im Weg; so gross ist dieser Raum eben doch nicht. Eine zur Hellmutstrasse liegende, rückwärtige Ausbuchtung des Rundgangs um den zentralen Kern kann mit zwei Türen geschlossen werden, und zum Schulhof hin befinden sich zwei intimere Zimmer. Es gehe darum, meinen die Architekten, der Wohnung eine innere Geografie zu geben, die ein Angebot an verschiedenen Ausrichtungen und Stimmungen sowie Differenzierungen zwischen öffentlich und privat beinhalte, ohne Vorgaben für die Art der Nutzung zu machen. So sind die vier separaten Räume etwa gleich gross, ohne deswegen auf dem gleichen Grundriss zu basieren. Als sechstes Zimmer kann zumindest an sonnigen Tagen der halb eingezogene Balkon gelten, der mit einer hohen Betonbrüstung zum Park einen geschützten Raum bildet. Die grossen Wohnungen mit ihren Abstufungen von intim bis repräsentativ, hell zu dunkel und weit bis geschlossen sowie den ausgedehnten Wegen lehnen sich in moderner Form ans Modell der Bürgerwohnung des ausgehenden 19. Jahrhunderts an. Diese räumlichen Prinzipien sind auch auf die Kleinwohnung angewendet. Dabei leidet die Küche unter dem reduzierten Platz; sie ist dem Wohnraum angegliedert und schafft keinen gelungenen Übergang zur Fassade, weshalb sie irgendwie nachträglich hinein gestellt wirkt und nicht ganz zum durchdachten Rest passt.
Die ausgeprägte Atmosphäre, die Raum, Material und Farben innen und aussen erzeugen, erinnert an Stimmungen in Südeuropa, wo in den Innenräumen oft harte, kühle Materialen – im Gegensatz zur häufigen Verwendung von „warmen“ Baustoffen wie Holz oder Teppichen in unseren Breitengraden – verwendet werden. Viele der verwendeten architektonischen Motive, Details oder Materialkombinationen werden zur Erfüllung ganz spezifischer Bedürfnisse eingesetzt und haben in Märklis Werk eine Vorgeschichte. Das beginnt bei der besprochenen Ecke und geht über die Art der Türzargen oder den Einbau der Lifttür bis zur Form der Vorhangschiene. Das verblüffende daran ist, dass die vielen Themen so abgestimmt sind, dass man den Bau als Ganzes wahrnimmt, ohne dass die Einzelheiten zu laut werden, und dass die Wohnungen sehr einladend sind, auch wenn diese oder jene Ecke sperrig wirken mag. Dieses Durchdeklinieren von grundlegenden architektonischen Elementen wie Türen, Fenster, Brüstungen, Treppen und Geländern gekoppelt mit einem jahrelangen Studium der Proportionen hat vielleicht im besten Fall dazu geführt, dass hier einer sehr sicher ans Werk gehen und gleichzeitig Neuland betreten kann.