Bei alledem handelt es sich im Grunde um die Idee eines sozialen Kondensators (vgl. wbw 11–2021). Im Programm wird ein Ort beschrieben, an dem man gemeinsam die Freizeit sinnvoll verbringt oder auch lebt, an dem man besinnlich sein kann und es Angebote für Personen verschiedenen Alters gibt. Eine Art christliches Volkshaus oder ein moderner Stadthybrid. Das «Bedürfnis nach Gemeinschaft und Kollektiv – einem Miteinander, das den gesellschaftlichen Kräften der Vereinze- lung entgegentritt»1 manifestiert sich gerade im Bedürfnis, ins peripher gelegene Hirzenbach auszustrahlen.
Sicher ist das Konzept auch in der Nähe der neuen Zürcher Genossenschaften wie der Kalkbreite oder Kraftwerk zu verorten, die Leben und Arbeiten, Verantwortung, Gemeinschaft und Generationen, Freizeit und Arbeit zusammenbringen wollen. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Stefanshof soll das Stefansviertel am Stadtrand einen wichtigen Ort schaffen. «Der erweiterte Perimeter Strassenraum liegt um den Knoten Altwiesenstrasse, Luchswiesenstrasse, Luchswiesen- weg. Das Strassengebiet soll von Fassade bis Fassade mitgedacht werden, insbesondere zwischen Stefansviertel und Stefanshof. Für den erweiterten Knotenbereich ist eine Begegnungszone geplant.»
Die 1954 bis 1955 erbaute Stefanskirche wurde im stark wachsenden Quartier von einer Filiale der Kirche Schwamendingen 1966 zur eigenen Gemeinde, der selbstständigen evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Zürich-Hirzenbach. Die tiefgreifende Transformation Schwamendingens der letzten Jahre hat zur Folge, dass die Gartenstadtidee des Stadtbaumeisters A. H. Steiner immer stärker in Bedrängnis gerät. Heute ist die Kirche von den ursprünglichen zwei- bis dreigeschossigen Zeilenbauten umgeben. Bereits projektiert und im Situationsmodell vorhanden sind vier- bis siebengeschossige Bauten, die in den nächsten Jahren entstehen werden.
Interessanterweise befindet sich das Stefansviertel am Übergang von Steiners Gartenstadtplanung zum Überbauungsplan Hirzenbach von dessen Nachfolger Adolf Wasserfallen. Dieser plante streng nach den Himmelsrichtungen orientierte, neungeschossige Scheiben, niedrige Zeilen und Punkthochhäuser.
Das viertelkreisförmige Grundstück der Kirche stellt an der Naht- stelle der zeitlich klar abgrenzbaren Pläne eine Auszeichnung für die öffentliche kirchliche Nutzung dar. Der Stefanshof auf der gegenüberliegenden Strassenseite folgt dem Muster von Wasserfallen; er ist wörtlich ein Geviert von grösserem Massstab, und sein dreiecksförmiger Vorplatz an der Altwiesenstrasse resultiert aus dieser Prämisse. Er befindet sich ebenfalls im Besitz der Kirchgemeinde Hirzenbach und ist mit Café und Co-Working sowie flexiblen Räumlichkeiten ausgestattet. Laut Ausschreibung soll er mit den neuen Bauten ein Gegen- über erhalten und so die Angebote der Kirche verbinden.