Nachdem für die moderne Architektur dank technischer Errungenschaften neue Konstruktionen und Formen möglich geworden waren, setzte spätestens nach 1968 eine breite Diskussion über die negativen Aspekte der klassischen Moderne ein. Eine Gemeinsamkeit der verschiedenen architektonischen Strömungen, die sich diesem Themenkreis widmeten, ist die Abkehr von der funktionalistischen Moderne und die Suche nach einem individualisierten Ausdruck. Mit viel Experimentierlust und Enthusiasmus wurde dabei jenes Gebiet beackert, welches heute weit weg von Utopien und Ideologien auf der technischen Ebene von Labels wie Minergie oder Passivhaus besetzt ist.
Alten Bauernhäusern sieht man noch heute an, dass energiesparendes Bauen jahrhundertelang existentiell war für die meisten Menschen in unseren Breitengraden. Fossile Energieträger und Strom sind erst im 20. Jahrhundert zugänglich und erschwinglich geworden, vorher musste die Wärme mit mühselig gesammeltem oder geschlagenem Holz erzeugt werden. Gute Ausrichtung zur Sonne, kompakte Volumen und kleine Fensteröffnungen waren Folgen dieser Bedingungen. Und selbst wo räumlich verschwenderisch gebaut wurde, wie etwa in Schlössern und Palästen, scharte sich winters auch alles um den Kamin, denn die Räume waren nicht heizbar.
Nebst der zahlbar gewordenen Kohle und dem Heizöl kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch neue Baumaterialien auf den Markt oder konnten industriell preiswert hergestellt werden. Stahl und Glas waren in grossen Formaten verfügbar geworden und die Erfindung des Stahlbetons revolutionierte die Möglichkeiten für Tragwerk und Bauablauf, was die Architektur enorm beeinflusste. Die Machbarkeit euphorisierte Bauherrschaften wie Architekten, der Phantasie schienen keine Grenzen gesetzt. Die Heizung und nicht die Aussenhülle des Gebäudes bestimmte nun, ob ein Innenraum warm war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, für den Wiederaufbau und danach in der Hochkonjunktur wurde sehr schnell und im grossen Stil gebaut. Und Wwährend der Komfort anstieg, nahm die materielle Qualität der Bauten eher ab. Der tief greifende Wertewandel nach 1968 und die Ölkrise 1973 bereiteten dann endgültig den Boden für die breite Diskussion einer alternativen Architektur. Unter diesem Begriff versammelten sich verschiedenste Haltungen, welche die architektonische und städtebauliche Moderne für gescheitert hielten. Brüche existierten in der ‹schönen modernen Welt›von Anfang an, wurden aber spätestens ab 1968 unübersehbar: Durch die rasant zunehmende Zahl der Automobile verstopfte Strassen, Luftverschmutzung, Verslumung von spekulativ erstellten Grosssiedlungen, die tiefgreifende Umgestaltung der Landschaft durch den Bau der Autobahnen oder flächendeckende Einfamilienhaussiedlungen. Spuren des Misstrauens gegenüber dem modernen Projekt finden sich früh in Werken zu Architektur und Städtebau: ab 1951 machten die Mitglieder der später als Team 10 bekannten Nachwuchsgruppe des CIAM (Congrès International de l’Architecture Moderne) ihre Kritik an der Funktionentrennung zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit in der vom CIAM propagierten Städtebaulehre publik,[i] 1965 analysierte Alexander Mitscherlich in «Die Unwirtlichkeit unserer Städte»[ii] die Nachkriegsstadt und beschrieb sie als in weiten Teilen ihrer Lebenskraft beraubt. Rolf Keller, der Initiant und Architekt der berühmt-berüchtigten Siedlung Seldwyla in Zumikon, veröffentlichte 1973 die Publikation «Bauen als Umweltzerstörung»!